Einzelfall- vs. statistische Betrachtung

taschenrecher

Kennen Sie auch die Person, die ihr ganzen Leben geraucht hat und trotzdem über 90 wurde? Ähnlich verhält es sich derzeit mit COV-19. Je nach persönlicher Überzeugung kennt jeder Fälle, die den einen oder anderen Standpunkt belegen. Das betrifft keineswegs nur Laien, sondern, gestützt durch eine fragwürdige Medienberichterstattung, durchwegs auch Experten. Nur, weil man erfolgreich ein Medizinstudium absolviert hat, ist man noch lange kein Experte für Statistik.

Ein aufschlussreiches „Gespräch“

Gerade wurde ich von einer Bekannten via WhatsApp kontaktiert, die mir freudig erklärt hat, dass sie und ihr Mann, sowie seine ganze Belegschaft eines chemischen Betriebs in NÖ geimpft wurden. Ich habe angemerkt, dass das Risiko für gesunde, jüngere Menschen minimal ist und es wohl besser wäre, den Impfstoff jenen zu geben, die tatsächlich ein relevantes Risiko zu sterben haben. Seit längerem kritisiere ich den Fakt, dass Impfungen nur in sehr geringem Masse an jene gehen, die ein solche Risiko haben.

Sie erklärte mir, dass es ja nicht sicher sei, dass ein Mensch mit 50 tatsächlich ein geringeres Risiko hat als ein älterer. Auf den Hinweis, dass das Alter nur eine Hilfsvariable sein und es natürlich in Wirklichkeit um den Gesundheitszustand ginge, erklärte sie mir weiters, dass in Niederösterreich ja sehr viele Impftermine mit AstraZeneca frei blieben, und deshalb der Impfstoff „übrig bleibt“. Sie fuhr fort mir zu erklären, dass es unverantwortlich sei, sich nicht impfen zu lassen und all jene, die sich nicht impfen lassen würden, sollten auf Intensivbetten verzichten. Schließlich haben ihr Kolleginnen aus dem Reitstall erklärt, dass die Intensivstationen voll sind und Leute abgewiesen werden müssten und OPs verschoben. Auch hier versuchte ich mit Fakten zu antworten. Derzeit seien „nur“ 330 Intensivbetten belegt und Österreich verfüge insgesamt über etwas mehr als 2.000 (wobei sich nicht alle für CoV-19 Patienten eigenen und natürlich auch nicht alle frei sind), jedenfalls gibt sogar die sehr manipulative Graphik auf ORF.at die Auslastung derzeit mit 30,2% (Stand 10.3.) an, von einer Vollauslastung also weit entfernt. Ich soll doch mehr mit Menschen reden und weniger mit Zahlen. Da kamen Erinnerungen an Aussagen meiner sehr verängstigten 85-jähirgen Mutter auf, die auf einen Hinweis von mir, dass sie ihr Risiko falsch einschätzte, erwiderte: „Hör auf mit deinen Fakten, ich habe Angst!“.

Doch zurück zu meiner Kollegin, die für eine Impfpflicht eintritt und der Meinung ist, dass Leute, die sich nicht impfen lassen wollten, doch auf das Intensivbett verzichten sollten. Die Argumentation war eine, die ich auch schon oft in Diskussionen hörte, man dürfe sich zwar selbst gefährden, aber nicht andere. Diese Aussage ist natürlich grundfalsch. In unserer Gesellschaft herrscht ein gewisser unausgesprochener Grundkonsens, dass ein gewisses Maß an Fremdgefährdung tolerabel ist. Denken wir nur an das Autofahren. Jeder, der in ein Auto steigt, gefährdet andere. Auch wenn man sich völlig korrekt verhält, kann es durch ein technisches Gebrechen, eine Unaufmerksamkeit oder schlicht Pech zu einem Unfall kommen und Menschen können zu Schaden kommen oder sterben. Dieses Risiko erachten wir als akzeptabel. Bei der einigermaßen wahlfreien Grenze von 0,8 Promille Alkohol ziehen wir aber eine Grenze und meinen, dass hier das Risiko zu hoch sei.

Auf diese Ausführung meinte sie, das sei etwas anderes und sie halte sich eh immer an die Verkehrsregeln. Wenn man nun Menschen, die die Impfung verweigern, die medizinische Versorgung vorenthält, fragte ich sie, sollte das dann auch für all jene gelten, die sich fett gefressen, Alkohol getrunken und geraucht haben? Schließlich sind 75% aller „Vorerkrankungen“, die zum Tod durch CoV-19 führen, nach einer amerikanischen Studie auf Herz- Kreislauferkrankungen, Adipositas und Diabetes zurückzuführen, also im großen Maß auf sogenannte Zivilisationskrankheiten. Und wie es mit Menschen seien, die durch Reitunfälle, Intensivbetten benötigen, einer Handlung, die jetzt nicht zwangsweise notwendig ist. Natürlich war auch hier die Antwort, das sei nicht vergleichbar. Ob ich denn die Situation in Brasilien kenne, wo so viele sterben und das Gesundheitssystem zusammengebrochen sei. Ich verneinte, denn ich habe nicht ausreichend Daten über Brasilien und kenne die Situation Vor-Ort nicht.

Die Diskussion schloss damit, dass sie ja Leute kenne, die schwere Verläufe gehabt hätten und denen es noch immer nicht gut ginge und außerdem bei ihnen eine Schwangere wohne und wenn die an CoV-19 erkrankte, wüsste ich ja wohl, was das heißt. Tatsächlich weiß ich das nicht, denn auch hier kenne ich keine Zahlen und maße mir daher kein Urteil an.

Jedenfalls brach ich die Kommunikation ab, nachdem mir erklärt wurde, ich solle doch mit den Spezialisten sprechen und kenne mich eben nicht aus.

Der Wille eines Menschen ist sein Himmelreich und gegen Glauben kommen auch Fakten nicht an. Derzeit arbeite ich an einer Studie, um den Wissensstand der Bevölkerung über CoV-19 und die damit verbundenen Wahrscheinlichkeiten zu untersuchen. Nicht aussagekräftige Vorbefragungen lassen mich vermuten, dass es darum äußerst schlecht bestellt ist.

Expertenbetrachtungen oder wem kann man noch glauben

Wie schon in vorangegangenen Artikeln dargestellt, bin ich der Meinung, dass man die Aussagen von Experten ebenso kritisch hinterfragen solle, wie die Aussagen von der Kollegin, von der ich im ersten Teil berichte und die gar nicht behauptet, Expertenstatus zu haben. Die Geschichte ist voll von Fehlurteilen von Experten und zahlreichen Bonmots über Experten, so wurde die Arche Noah von Laien gebaut, die Titanic von Experten oder „an expert is one who knows more and more about less and less until he knows absolutely everything about nothing.“ (Nicholas Butler). Doch lassen wir die Kirche im Dorf. Im besten Fall haben sich Experten sehr intensiv mit dem Thema ihrer Expertise auseinandergesetzt und wissen in einem bestimmten Feld tatsächlich mehr als andere. Doch das bedeutet nicht, dass sie in dem Feld ihrer Expertise unfehlbar sind (auch Experten vertreten häufig unterschiedliche valide Standpunkte) und es bedeutet auch nicht, dass ihre Meinung außerhalb des Feldes ihrer Expertise mehr zählt als Ihre oder meine. (Was aber auch nicht bedeutet, dass Experten sich außerhalb dieser Felder zwangsläufig irren). Jedenfalls sollten Sie immer prüfen, ob Aussagen einer Person, die als Experte verkauft wird, tatsächlich im Feld ihrer Expertise liegen. So ist die Meinung eines Forschungsassistenten der TU, der sich mit mathematischen Modellen und Simulationen beschäftigt, in diesem Gebiet möglicherweise relevant, wenn er aber Meinungen äußert, die sich im Bereich der Virologie bewegen, sollte man skeptischer sein. Roger Federer ist sicherlich ein grandioser Tennisspieler, aber sollten Sie deshalb eine Kaffeemaschine kaufen, für die er wirbt? Oder Alukapseln mit Kaffee, nur weil er George Clooney schmeckt? Die Psychologie nennt die Übertragung von Expertise von einem Bereich auf einen anderen „Halo-Effekt“, also Heiligenscheineffekt. Wenn die Person was weiß oder gut Tennis spielen kann, nehmen wir an, sie wäre auch in anderen Bereichen kompetent. Tatsächlich können sich Experten sogar in ihrem eigentlichen Expertenbereich irren. Sie sind auch nur Menschen, die Emotionen und vorgefasste Meinungen haben. Apropos Meinungen, handelt es sich bei einer Aussage eines Wissenschaftlers oder eines Experten über eine belegte Information, also einen Fakt oder nur um eine Meinung? Hier wird es nun besonders interessant, weil das für Laien oft extrem schwer zu unterscheiden ist.

Täglich lesen Sie Berichte von Ärzten, die ihre persönlichen Eindrücke schildern. Stellen Sie sich vor, Sie leiten eine CoV-19 Station. Täglich sind Sie mit den oft schweren Folgen der Krankheit konfrontiert. Sie sehen genau jenen Ausschnitt der Menschen mit schlimmster Symptomatik. Wie viele Menschen liegen auf dieser Station? 20? 50? Wir wissen, dass derzeit etwas mehr als 300 Patienten intensivmedizinisch betreut werden. Derzeit berichtet die AGES etwas mehr als 37.000 aktive CoV-19 Fälle (hier ist es auch legitim, eine gewissen Dunkelziffer anzunehmen, während man davon ausgehen kann, dass diese bei den Menschen mit schwerem Verlauf wohl sehr gering ist). Also liegt derzeit miximal 1% aller aktiven CoV-19 Fälle auf der Intensivstation. Diese 1% sieht der Vorstand der Intensivstation und das bestimmt seine Meinung wesentlich. Wie wird er die Folgen von CoV-19 einschätzen?

Sind diese Einzelfälle relevant? Natürlich sind sie das! Sind sie auch relevant, um politische Entscheidungen zu treffen? Hier sind sie ebenfalls eine relevante Einflussgröße, aber hier gibt es eben auch viele andere Bereiche zu bedenken. Politik hat sich am Wohl der Gesellschaft zu orientieren und nicht (nur) an Einzelfällen. Es ist also immer wesentlich, in welchem Bereich wir uns ein Geschehen ansehen. Medien lieben es, mit Einzelfallgeschichten zu punkten. Es machen sich nun einmal persönliche Geschichten viel besser als unpersönliche Statistiken. Was daraus unweigerlich aber folgt, ist, dass ein falsches Gesamtbild produziert wird und die gesellschaftliche Meinung gelenkt wird, statt seriös zu informieren. Noch schlimmer wird es, wenn das absichtlich erfolgt.

Erfolgt eine Aussage von einem Experten also auf Basis einer Studie oder einer persönlichen Einzelfallbeobachtung oder überhaupt nur aufgrund einer persönlichen Meinung, die Experten genauso zusteht wie uns Laien auch? Leider werden Sie bei genauerer Analyse der Medienberichterstattung feststellen, dass es sich sehr häufig um persönliche Meinungen ohne relevante Belege handelt. Noch perfider wird es, wenn diese Meinungen mit sehr einseitigen ausgewählten Belegen geäußert werden und dann den Eindruck erwecken, hier werde der aktuelle Stand der Forschung berichtet.

Eine Studie beweist……

Winston Churchill wird das, in Wirklichkeit von Bischof Otto Dibelius stammende, Zitat zugeschrieben „Ich traue keiner Statistik, die ich nicht selber gefälscht habe“. Verändert man es leicht, wird es von einer unterhaltsamen Bemerkung zu einer klugen Lebensweisheit im Umgang mit wissenschaftlichen Texten. „Traue keinem wissenschaftlichem Text, den du nicht selbst auf Plausibilität geprüft hast oder der sich länger im wissenschaftlichen Diskus bewährt hat.“

Wissenschaftliche Studien sind keine Wahrheiten. Sie sind Diskussionsgrundlagen für einen Diskus. Gute Wissenschaft bedeutet, dass eine (hoffentlich relevante) Fragestellung anhand nachvollziehbarer Kriterien und Methodik untersucht wird. Das Ergebnis wird mit allen Daten, die für die Nachvollziehbarkeit nötig sind, veröffentlicht. Meist erfolgt dies über Fachzeitschriften. Bei den namhaften Fachblättern unterlaufen die eingereichten Studien einen sogenannten „Peer-review“, in dem der Artikel (meist anonymisiert) an andere Fachleute vor dem Druck ausgeschickt wird, um gegebenenfalls schwere Mängel schon vor Veröffentlichung aufzudecken. Schafft ein Artikel diese Hürde, erscheint er in dem Medium. Dann erst erlangen üblicherweise andere Wissenschaftler und Interessierte Zugang dazu. Dies ist aber nicht das Ende des Prozesses, sondern üblicherweise erst der Anfang. Nun beginnt eine wissenschaftliche Diskussion, Replikationsstudien (Untersuchungen, ob diese Ergebnisse auch in gleich aufgebauten Studien nachvollzogen werden können) usw. Als Ergebnis dieser Auseinandersetzungen kristallisiert sich dann so etwas wie eine „fundierte wissenschaftliche Ansicht“ heraus. Zu diesem Zeitpunkt können wir von so etwas wie „Wissen“ sprechen, auch wenn die Wissenschaftsgeschichte sehr deutlich zeigt, dass dieses Wissen keineswegs mit Wahrheit verwechselt werden darf.

Leider verläuft dieser Prozess nicht immer idealtypisch. Der Druck auf Wissenschaftler zu publizieren ist enorm hoch. Gute Studiendesigns brauchen üblicherweise sehr hohe Zahlen an Probanden und das bedeutet sehr hohe Kosten. Oft werden Studien von Firmen, Organisationen und Einrichtungen finanziert, die Eigeninteressen verfolgen und es für die Forscher deutliche monetäre Nachteile bringt, wenn nicht das gewünschte Ergebnis produziert wird. Sehr oft zeigt der wissenschaftliche Diskurs nach der Veröffentlichung auch Mängel am Studiendesign auf oder das Ergebnis kann von anderen nicht wiederholt werden. Ein Beispiel dafür war die Studie, die vermeintlich nachwies, dass Vitamin D einer Coronainfektion vorbeugt. Was anhand der Infektionsentwicklung plausibel schien, da die Fallzahlen im April mit zunehmendem Sonnenlicht abnahmen, stellte sich als Irrtum heraus. Die Versuchsgruppen, die untersucht wurden waren, nicht gut verteilt und so waren in jener Gruppe, die kein Vitamin D erhielten, deutlich mehr Risikopatienten, was das Ergebnis stark verfälscht hat.

Ein weiteres Beispiel sind die Studien, die vermeintlich berechnen, wie viele Lebensjahre durch CoV-19 verloren gehen. Man berechnet die YLL (years life lost). Mehrfach haben österreichische Medien diese Studien verbreitet. Das Studiendesign ist immer ähnlich. Man rechnet für alle an CoV-19 Verstorbenen die laut Statistik zu erwartende Restlebenszeit zusammen. Wenn also ein Mann mit/an Corona im Alter von 69 Jahren verstirbt, kann man ermitteln, wie viele Jahre ein durchschnittlicher 69-jähriger Mann noch zu leben gehabt hätte. Was vielleicht auf den ersten Blick plausibel klingt, ist es aber keineswegs. Nachweislich sterben nämlich an CoV-19 jene Menschen deutlich häufiger, die einen sehr schlechten Gesundheitszustand haben (sogenannte Menschen mit Vorerkrankungen). Diese haben aber eben nicht die durchschnittliche Lebenserwartung anderer Menschen in ihrer Alterskohorte, sondern eine sehr viel geringere. Man müsste also eine „individuelle Restlebenserwartung“ berechnen, was aber natürlich sehr schwierig bis unmöglich sein dürfte (oder ein sehr kreatives Studiendesign entwerfen, das mir nicht einfällt). Die Zahlen in diesen Studien sind also deutlich zu hoch.

Das Problem sind hier wieder die Medien, die mit oft reißerischen Aufmachungen so tun, als würden Studien, die zum Teil noch nicht einmal veröffentlicht sind (in Press), stark verkürzt wiedergeben, ohne dass die Redakteure verstehen, was sie da tun. So kommt es zu Mythen wie jenem, der besagt, dass Spinat soviel Eisen enthält und die Ursache dafür bildet, dass Millionen Kinder mit Spinat traktiert wurden. Die Beispiele in der Coronapandemie sind Legion. Selbst die WHO, die Weltgesundheitsorganisation, hat immer wieder auf Studien Bezug genommen und Meinungen veröffentlicht, die sich im Nachhinein als falsch erwiesen haben. Man denke nur an die Warnung vor Ibuprofen seitens der WHO, die später revidiert wurde.

Viel schlimmer waren die falschen Artikel zur Wirksamkeit von Impfstoffen, insbesondere AstraZeneca. So wurde von Blättern mit fragwürdiger journalistischer Qualität, wie der deutschen Bild-Zeitung, verbreitet, der Impfstoff hätte bei über 65-jährigen nur eine Wirksamkeit von 8%. Diese und ähnliche Berichte haben dazu geführt, dass selbst im Gesundheitsbereich, wie im Wiener AKH, sich Mitarbeiter nicht mit dem Impfstoff impfen lassen wollten. Dies zeigt einerseits, dass selbst vermeintliche „Experten“ offenbar nicht in der Lage sind, sich selbst ein sinnvolles Urteil zu bilden und andererseits welche Wirkung fahrlässige und tendenziöse Medienberichterstattung hat.

Angemerkt sei, dass es dem Wirkstoff von AstraZeneca, genauso wie allen anderen, natürlich völlig egal ist, wie alt der Geimpfte ist. Die Annahme, der Impfstoff würde bei 64-jährigen wirken und bei 65-jährigen nicht mehr ist an Dummheit nicht zu überbieten. Tatsächlich war die Gruppe der alten Menschen in den Zulassungsstudien unterrepräsentiert und es ist natürlich möglich, dass die Wirkung anhand physiologischer Prozesse abnimmt, die sich mit dem Alter ändern. Das ist aber etwas völlig anderes, als die knackigen Schlagzeilen Glauben machen.

Wem kann ich denn dann noch glauben?

Das bringt uns zum Abschluss zur wirklich relevanten Frage, wem ich denn jetzt noch glauben kann, wenn auch Experten irren, Studien keine Wahrheiten darstellen und Medien, insbesondere wenn sie von staatlichem Geld, das von der Regierung verteilt wird, leben, und eben nicht unabhängig sind („Wessen Brot ich ess, dessen Lied ich sing“).

Es tut mir leid Ihnen das sagen zu müssen, aber es wird nötig sein selbst zu denken! Meinungsfreiheit setzt eben eine (fundierte) Meinung voraus und ist kein Freibrief, jeden noch so ungeprüften Blödsinn zu äußern oder auf Facebook zu veröffentlichen. Eine extrem wichtige Grundkompetenz in unserem Zeitalter vielfältiger digitaler Medien ist die Fähigkeit, Quellen nach Seriosität zu beurteilen und selbst zu überlegen, inwiefern das Gehörte oder Gelesene plausibel ist. Dazu gehört auch gegebenenfalls, bei Vorliegen neuer Informationen, die eigene Meinung zu revidieren. Donald Trump hat uns gezeigt, wie Mächtige mit Lügen und Propaganda auch in einer Demokratie mit Hilfe einschlägiger Medien die öffentliche Meinung zum Schaden einer Nation lenken können. Viktor Orban zeigt uns in Ungarn, wie wichtig eine freie, unabhängige Presse ist, um autoritären Tendenzen entgegenzuwirken und Corona hat gezeigt, wie unfrei die österreichische Medienlandschaft ist, die am Tropf der Presseförderung hängt, die bezeichnenderweise im Bundeskanzleramt angesiedelt ist. Dazu kommen Inserate politischer Parteien in Millionenhöhe (die schlussendlich auch der Steuerzahler bezahlt) und die vor allem dem Boulevard zu Gute kommt.

Dazu kommen Interessen der Medien, die jene ihrer Eigentümer wiederspiegeln. Nicht umsonst war im Ibiza-Video der Einfluss auf die Kronenzeitung ein relevantes Thema und Raiffeisen hat beim Kurier einen aufmüpfigen Journalisten gegen eine brave Vollzieherin der Eigeninteressen getauscht, die natürlich auch ein großes Naheverhältnis zu einer der Regierungsparteien hat und entsprechend berichtet.

Also: denken Sie selbst! Vergleichen Sie Informationen aus unterschiedlichen Quellen. Lesen Sie jene Zeitungen, die Meinungen repräsentieren, die üblicherweise weniger die Ihren sind, um auch andere Sichtweisen mitzukriegen und nicht nur in der eigenen Blase zu schwimmen. Sprechen Sie mit unterschiedlichen klugen und gebildeten Menschen und bewerten Sie auch deren Aussagen. Seien Sie offen für gute Argumente. Unterscheiden Sie Fakten von Meinungen und zu guter Letzt: vermeiden Sie Facebook. Es ist besser für Ihre psychische Gesundheit.

Natürlich können Sie sich auch der großen Mehrheit anschließen, die vorgefertigte Meinungen übernimmt, diese zwar nicht argumentieren kann, aber das kümmert Sie nicht. Es könnte Ihnen natürlich auch eh alles egal sein, weil „die da oben“ eh machen, was sie wollen. In diesem Fall bitte ich Sie aber nicht zur Wahl zu gehen, denn „die da oben“ sind wegen Leuten wie Ihnen da oben.

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