Lebensgefährder? Hacker und Co.

Wir impfen die Falschen!

Heute (26.3.2021) stellt ein Artikel (https://orf.at/#/stories/3206777/) auf ORF.at fest, dass bisher anhand der Sterbezahlen noch kein breiter Impfeffekt ersichtlich sind. Dazu wird folgende Graphik dargestellt:

todesraten

Wie allgemein bekannt ist, war der Impfstart in Österreich ja mehr als schleppend und ist gekennzeichnet von Diskussionen über Schuldzuweisung hinsichtlich der Impfstoffverteilung in der EU. Per 26.3. sind gerade einmal 358.475 Personen vollimmunisiert, haben also zwei Impfungen erhalten, 1.033.613 haben eine Teilimpfung erhalten (11,61%). Die Gesamtzahlen der Impfungen hängt natürlich zum großen Teil von der Verfügbarkeit der Impfstoffe ab. Die Sterbezahlen allerdings deutlich weniger.

Wenn man die Faktenlage hinsichtlich der Sterbezahlen durch Cov-19 betrachtet, stellt man eindeutig fest, dass nur eine bestimmte Gruppe von Menschen ein relevantes Risiko hat an CoV-19 zu sterben. Dabei handelt es sich um Menschen mit einem sehr schlechten Gesundheitszustand, also Alte und Menschen mit schweren Vorerkrankungen.

Diesem Umstand trägt das nationale Impfgremium in seiner Empfehlung für die Priorisierung hinsichtlich der Impfungen Rechnungen. Als oberste Priorität (Priorität 1: sehr hoch) werden dort folgende Personengruppen genannt:

  • Bewohnerinnen und Bewohner von Alten-, Pflege- und Seniorenwohnheimen
  • Personal in Alten-, Pflege- und Seniorenwohnheimen mit und ohne Kontakt zu den Bewohnerinnen und Bewohnern und Personen mit einer regelmäßigen Tätigkeit oder regelmäßigem Aufenthalt in Alten-, Pflege- und Seniorenwohnheimen
  • Personal im Gesundheitsbereich der Kategorie I
  • Personen im Alter von ≥ 80 Jahren

(Quelle:  BM SGPK, COVID-19-Impfungen: Priorisierung des Nationalen Impfgremiums Version 3, Stand: 12.01.2021)

In der Bevölkerungsgruppe 85+ sind mit Stand 25.3.2021 (Quelle ORF.at https://orf.at/corona/daten/impfung) österreichweit nur 36,40% vollimmunisiert, also knapp mehr als ein Drittel der Altersgruppe mit dem größten Risiko. Wien schneidet hier mit nur 26,96% noch deutlich schlechter ab und liegt zusammen mit Niederösterreich (23,10%) am Schluss der Impfstatistik pro Bundesland.

CoVImpfungen08032021

(Quelle ORF.at https://orf.at/corona/daten/impfung)

Der Bevölkerungsgruppe 85+ gehören in Österreich rund 226.000 Menschen an. Etwas mehr als 82.000 Menschen in der Altersgruppe 85+ sind also Vollimmunisiert. Mit 25.3.2021 wurden aber 1.366.567 Impfdosen ausgeliefert. Diese Menge an Impfdosen würde ausreichen um fast alle Menschen im Alter von 75+, insgesamt 850.000 Menschen, mit zwei Impfdosen zu versehen und somit vor schweren Verläufen und dem Tod durch CoV-19 zu schützen. In der Altersgruppe 75-84 finden sich in Österreich 625.000 Menschen und nur 12,20% sind hier vollimmunisiert.

Rund 81% aller Todesfälle sind in diesen beiden Altersgruppen zu beklagen.

Es ist also sehr einfach nachzuvollziehen, wo der Impfstoff am effektivsten eingesetzt werden müsste, um möglichst viele Leben zu retten und ebenso eindeutig nachweisbar ist, dass das nicht geschieht!

Die Empfehlung des nationalen Impfgremiums wurde vom Gesundheitsministerium im nationalen Impfplan Rechnung getragen. (BM SGPK, COVID-19 Impfplan, Version: 11.02.2021) Darin wird eine Phase 1A und 1B unterschieden

Phase 1A umfasst folgende Gruppen:

  • Bewohnerinnen und Bewohner von Alten-, Pflege- und Seniorenwohnheimen
  • Personal in Alten-, Pflege- und Seniorenwohnheimen mit und ohne Kontakt zu den Bewohnerinnen und Bewohnern und Personen mit einer regelmäßigen Tätigkeit oder regelmäßigem Aufenthalt in Alten-, Pflege- und Seniorenwohnheimen
  • Personen im Alter von ≥ 80 Jahren
  • Personal im Gesundheitsbereich der Kategorie I

Phase 1B dann zusätzlich folgende Gruppen:

  • Personen (unabhängig vom Alter) mit Vorerkrankungen und besonders hohem Risiko (siehe Tabelle 2 – „Vorerkrankungen oder körperliche Gegebenheiten mit besonders hohem Risiko, sofern Impfung möglich/zugelassen“ der Priorisierung des Nationalen Impfgremiums), sofern institutionell erreichbar (z.B. über Tageskliniken, Dialysestationen).
  • Personal im Gesundheitsbereich der Kategorie II (siehe Tabelle 3 der Priorisierung des Nationalen Impfgremiums, dazu gehört unter anderem Personal in Impfstellen, ungeachtet der tatsächlichen Berufsgruppenzuordnung)
  • Personal in der mobilen Pflege, Betreuung, Krankenpflege
  • Menschen mit Behinderung mit persönlicher Assistenz sowie deren persönliche Assistentinnen und Assistenten

Im Wesentlichen also Menschen über 80 Jahre und mit besonderem Risiko, sowie Menschen aus dem Gesundheitssystem, die diese Menschen betreuen und an speziellen Stellen arbeiten, die ein erhöhtes CoV-19-Infektionsrisiko aufweisen.

Wir haben gesehen, dass diese Bevölkerungsgruppe NICHT entsprechen vollimmunisiert ist!

In Stufe 2 des nationalen Impfplans, die starten soll, wenn Phase 1 abgeschlossen ist, kommen nun folgende Gruppen zum Zug:

  • Personen im Alter von 65 bis 79 Jahren abgestuft nach Alter und gesundheitlichen Risiken
  • Personen unter 65 Jahren mit Vorerkrankungen mit hohem Risiko gemäß der COVID-19-Risikogruppe-Verordnung
  • Personen in 24h-Betreuung sowie deren Betreuungspersonen
  • Enge Kontaktpersonen von Schwangeren wegen des potentiell schweren Krankheitsverlaufes bei Schwangeren
  • Personal im Gesundheitsbereich der Kategorie III und IV (siehe Tabelle 3 der Priorisierung des Nationalen Impfgremiums)
  • Personal in Schulen, Kindergärten, Kinderkrippen und Kinderbetreuungseinrichtungen
  • Ausgewählte Beschäftigte mit direktem Personenkontakt und erhöhtem Ansteckungsrisiko insbesondere in Polizei, Strafvollzug, Bundesheer
  • Im Falle einer ausreichenden Verfügbarkeit in der Altersgruppe unter 65 Jahren Personen mit erhöhtem Risiko nach Priorisierung des Nationalen Impfgremiums

Diese Gruppe ist schon in der Planung viel zu breit angelegt. Alleine die Altersgruppe 65-79 umfasst mehr als 1,2 Millionen Menschen. Dazu kommt die völlig unsinnige Regelung, Menschen „mit direktem Personenkontakt und erhöhtem Ansteckungsrisiko“ zu impfen. Angehörige des österreichischen Bundesheeres sind üblicherweise junge und gesunde Menschen. Es liegt mir tatsächlich keine Studie über die Anzahl der schweren Krankheitsverläufe und Todesfälle beim österreichischen Bundesheer vor, ich traue mich aber die Aussage zu machen, dass sie wohl sehr überschaubar ist.

Wichtig ist festzuhalten wie Phase 2 des Impfplans beschrieben ist: „Die Phase 2 ist charakterisiert durch eine in Bezug auf Menge und Logistik bessere Verfügbarkeit von Impfstoff, wodurch ein Ressourcenengpass im Bereich der Impfstellen auftreten kann. Beginn der Impfungen im niedergelassenen Bereich und lokalen Impfstellen.

Die Priorisierung in Phase 2 erfolgt nach Alter und gesundheitlichen Risiken, beginnend mit der Gruppe der älteren Personen und Personen mit hohen gesundheitlichen Risiken, sowie Ansteckungsrisiko“

Voraussetzung für Phase 2 ist eine breitere Verfügbarkeit des Impfstoffes. Es lässt sich trefflich streiten ob diese nun gegeben ist. Anhand der Medienberichterstattung, dem Verteilungsstreit und den Lieferverzögerungen kann man daran durchaus berechtigt zweifeln.

Dazu veröffentlich der Kurier am 26.3.2021 folgende Graphik über die Impfraten in Österreich:

impfraten

Hinter uns liegen in Europa noch zwei baltische Staaten und der Balkan. Diese Zahlen geben an, wieviel Prozent der Menschen eines Landes bis Mitte des Jahres geimpft sein werden. Auch in diesem Bereich gehört also Österreich zu den Schlusslichtern.

Das wäre nicht ganz so tragisch, denn 99% der Toten kommen aus den älteren 50% der österreichischen Bevölkerung! Wenn diese nur tatsächlich geimpft würde.

Wie oben für Phase 2 angeführt, versteht sich der Impfplan aber aufbauend, also auch in Phase 2 beginnt man mit den als erstes genannten Gruppen, in diesem Fall mit:

  • Personen im Alter von 65 bis 79 Jahren abgestuft nach Alter und gesundheitlichen Risiken
  • Personen unter 65 Jahren mit Vorerkrankungen mit hohem Risiko gemäß der COVID-19-Risikogruppe-Verordnung

Genau das passiert aber in Wien eindeutig nicht. Der Wiener Impfplan ist ebenfalls öffentlich und zeigt offiziell und öffentlich einsehbar, dass Feuerwehr (mit welchem Risiko?), Polizei, Menschen in Apotheken und in sehr hohem Ausmaß Leute im Bildungsbereich geimpft werden. (https://coronavirus.wien.gv.at/impfung/). Jede Dosis in diesem Bereich fehlt bei jenen, die ein echtes Risiko haben und verstößt gegen den für alle Impfstellen verbindlichen Impfplan des Ministeriums.

Niederösterreich bietet ein ähnliches Bild, hat aber die Impfung des Lehrpersonals ausgesetzt. Auf die Frage, warum denn Personen außerhalb des Impfplanes geimpft werden, sagt die niederösterreichische Landessanitätsdirektorin anlässlich des gesundheitspolitischen Forums: „Hauptsache, es wird irgendwer geimpft“ (persönlich Wahrnehmung, Gesundheitspolitisches Forum am 18. 3.2021). Das ist leider, wenn man das Ziel hat, die Anzahl der Toten zu reduzieren, eben nicht egal.

Der Innenminister hat für Menschen, die sich nicht ausreichend an die zum Teil sehr irritierenden „Corona-Regeln“ halten, das Wort „Lebensgefährder“ geprägt. Dieses Wort trifft wohl vielmehr auf politisch Verantwortliche zu, die, möglicherweise auf Druck von Berufsgruppen, den wertvollen und beschränkten Impfstoff an Menschen abgeben, die kein relevantes Risiko haben, an CoV-19 zu sterben.

Für alle anderen bedeutet das, dass wir deutlich länger als notwendig mit Einschränkung von Grundrechten, dem möglichen Verlust der ökonomischen Existenz, erhöhten psychischen Belastungen usw. leben müssen.

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