Manipulative Berichterstattung Teil 2

Unter dem Titel "ernste Lage in Spitälern" wird in einem orf-Artikel vom 23.3.2021 (https://wien.orf.at/stories/3096076/) erklärt, dass derzeit 168 Menschen in Wien intensivmedizinisch betreut werden und bereits in der Unterüberschrift wird auf darauf hingewiesen, dass "Auch an Covid-19 erkrankte Kinder und Jugendliche in den Spitälern behandelt werden ". Nun fragt sich der Leser was sich hinter dieser trivialen Bemerkung verbirgt, denn warum sollten Kinder nicht in Spitälern behandelt werden. Es entsteht aber in Konnex mit der Überschrift die Idee, dass es nun offenbar auch die Kinder erwischt und nicht wie bisher ältere Menschen und Menschen mit massiven Vorerkrankungen. Im Folgenden wird eine Twittermeldung des Intensivmediziners Wolfgang Hagen zitiert, nach der "es in ganz Wien nur mehr ein einziges reguläres COV+ Intensivbett“ mehr gebe. Also scheint die Kapazität offenbar bei 169 Betten in Wien zu liegen.

Eine nicht näher bezeichnete Sprecherin des Wiener Gesundheitsverbundes meint allerdings "Es gebe noch kleine Puffer". Es ist anzunehmen, dass sie nicht von dem einen letzten verfügbaren Bett spricht, nachdem der Artikel später erklärt, dass am selben Nachmittag auch das letzte Bett an einen 57-jähriigen geht, nachdem ein 70-jähriger abgelehnt werden musste. Dieser habe dann nur statt eines Intensivbettes ein intensivmedizinisches Überwachungsbett, was laut der Sprecherin des Wiener Gesundheitsverbundes allerdings im Wesentlichen eh dasselbe ist.

Dann wird es interessant, weil es nach den emotionalisierenden Einzelfallschilderungen und Katastrophennachrichten tatsächlich noch einige Fakten gibt. Die Sprecherin erklärt, dass wir derzeit im "Covid-Stufenplan" derzeit auf Stufe 6 von 8 sind. Dieser Plan scheint die Bereitstellung von Bett für Coivid-Patienten zu regeln. In der aktuell gültigen Stufe 6 stehen 260 Betten für CoV-19-Patienten zur Verfügung. Das bedeutet, dass es offenbar noch zwei weitere Stufen mit einem vermutlich höheren Bettenkontingent gibt und dass auch die aktuelle Belegung von 168 Patienten nicht annähernd die 260 für Cov-19 zur Verfügung stehenden Betten auslastet. Insgesamt verfügt der Gesundheitsverbund laut diesem ORF.at -Artikel über rund 6.000 Normalbetten sowie 550 Intensivbetten, die aber natürlich nicht nur von Co-19-Patienten belegt sind. Man müsse gegebenenfalls Operationen verschieben, meint die Sprecherin des Gesundheitsverbundes. Das dies natürlich vor allem nicht dringende Operationen betrifft, und im Einzelfall entschieden wird wird ebenfalls erläutert. Also müssen in Zeiten einer Pandemie in Sonderfällen vielleicht nicht dringliche Operationen verschoben werden.

Dann schwenkt der Artikel mit der Überschrift " Bisher 130 Kinder und Jugendliche in Spitalsbehandlung " zu der eingangs erwähnten Situation von Kindern die mit Cov-19 infiziert sind. Der Einleitungssatz lässt schon aufhorchen. Es wird behauptet: "Nicht nur Erwachsene, sondern auch immer mehr Kinder und Jugendliche infizieren sich." Worauf diese Behauptung beruht, um wie viel sich die Rate der infizierten Kinder erhöht und vor allem wie der krankheitsverlauf sich entwickelt (die relevanteste Frage) wird nicht beantwortet. Als einziges Faktum wird von der Sprecherin die Zahl von 130 Kindern genannt, die seit Beginn der Pandemie vor einem Jahr im Spital behandelt werden mussten. Zwei Absätze später wird aber eine andere zahl genannt, wenn gesagt wird, dass im Schnitt würden monatlich 15 bis 20 Kinder eine Spitalsbehandlung benötigen würden. Nun was denn nun 130 Kinder und Jugendliche oder 15-20 pro Monat? (Der Schnitt wäre dann 17,5 mal 12 Monate also 210). Liest man den Artikel aber weiter stellt sich heraus, dass es aber vergleichsweise egal ist, denn erst in den letzten Absätzen stellt sich heraus, dass offenbar der Großteil (Wie viele genau wird wieder nicht erläutert) gar nicht wegen CoV-a9 ins Spital kommen, sondern das nur eine "Nebendiagnose" ist, also ein Kind z.B. mit einem gebrochenen Bein eingeliefert wird (diese Beispiel wird im Artikel verwendet) und sich dann herausstellt, dass eine Cov-19-testung positiv ist oder das Kind mit den Eltern gemeinsam ins Spital kommt.
In Wirklichkeit mussten tatsächlich "nur" 3 Kinder wegen CoV-19 beatmet werden und leider ist ein Kind verstorben. Alle vier jungen Patientinnen hatten allerdings massive Vorerkrankungen.
Der Artikel will offenbar auf subtile Weise eine Gefahr für jüngere Menschen darstellen, die es für gesunde junge Menschen einfach nicht gibt. Das in Verbindung mit Horrormeldungen aus Spitälern ist ein weiters Beispiel für ein Berichterstattung die sich weit von journalistischen Grundprinzipien entfernt hat.
Das der Artikel offenbar über eine Agentur zugekauft wurde, da er wortgleich auch in der Onlineausgabe des Boulevardblattes Heute so erschienen ist entlastet den staatlichen Rundfunk nicht.

 

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