Menschliche Hybris – Warum das Theater um die Reglementierung von KIs lächerlich ist

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Die Medien sind voll davon! Demnächst klopft der Terminator an unsere Türen und wir müssen uns der Gefahr, die von KIs ausgeht, endlich bewusst werden. Elon Musk und ein ehemaliger Google-Mitarbeiter warnen vor den apokalyptischen Auswirkungen, welche die KI-Entwicklung haben wird.

Dabei darf man nicht vergessen, dass Elon Musk OpenAI, den Entwickler von ChatGPT, einst mitgegründet hat und dann seine Anteile um teures Geld an Microsoft verkauft hat. Offenbar, als er glaubte, damit nicht genug verdienen zu können. Nun arbeiten andere seiner Firmen an entsprechenden Entwicklungen, aber er hinkt hinterher und ein Moratorium würde ihm sehr gelegen kommen.

Tatsächlich ist die Entwicklungsgeschwindigkeit auf dem Gebiet der KI beeindruckend. Moderne KIs leisten schon beeindruckende Dinge und sind Menschen mittlerweile in zahlreichen Bereichen überlegen. Sie spielen nicht nur besser Schach und Go, sondern diagnostizieren bei bildgebenden Verfahren in der Medizin nachweislich deutlich besser als ihre menschlichen Konkurrenten, die vermeintlichen Götter in Weiß. Sie schreiben Songs, die beim Publikum besser ankommen, und Texte - sowohl belletristische als auch wissenschaftliche - bei denen man, außer der besseren Orthographie, keinen Unterschied mehr erkennt, vom korrekten Zitieren einmal abgesehen..

Es stimmt, die nächste und vermutlich letzte große menschliche Kränkung, wie es Sigmund Freud nannte, steht ins Haus. Die erste war die kopernikanische Erkenntnis, dass die Erde nicht im Zentrum des Weltalls steht. Tatsächlich sind wir auf einem Stückchen Staub in einem Außenbezirk einer von Milliarden Galaxien beheimatet, dem kosmischen Äquivalent von „Strasshof an der Nordbahn“. Dann kam Charles Darwin und stellte in „Die Entstehung der Arten“ fest, dass wir nicht aus einem Klumpen Gatsch von Gott höchstpersönlich nach seinem Abbild modelliert sind, was heute immer noch ein paar Irre wortwörtlich nehmen und glauben. So schmachvoll ist das.

Die letzte Kränkung fügte Sigmund Freund und in seiner Nachfolge zahlreiche Psychologen und Neurobiologen der Menschheit zu, indem unser ach so gepriesener Verstand, auf den wir uns soviel einbilden, im Besten Fall ein Geschichtenerzähler ist, der die Ergebnisse unserer unbewussten Prozesse im Nachhinein in nette Stories, unsere Biographie, verwandelt. Wir sind nicht mehr „Herr in unserem Haus“, wie Freud es beschreibt. Wir glauben noch immer an einen freien Willen, nicht als subjektives Erleben, sondern an als physikalische Tatsache und tricksen dabei mit Dingen wie „Quantenmechanik“ usw. herum, weil wir die Realität nicht wahrhaben wollen.

Wir glauben noch immer, trotz unzählbarer Gegenbeweise, die wir täglich präsentiert bekommen, dass wir Menschen die Krönung der Schöpfung sind. Die Wahrheit ist, dass niemand jemals diesem Planeten, seinen Lebewesen und seiner eigenen Art soviel Schaden zugefügt hat wie die Menschen selbst. Seien wir einmal ehrlich, wir sind eine Krankheit, die alles um sich herum schädigt. Das Selbstbild ist aber ein anderes, als „menschlich“ werden Charakterzüge beschrieben, die wir mit ethisch korrektem, also „gutem“ Handeln gleichsetzen. Tatsächlich zeigt die Geschichte der Menschheit ein anderes Bild.

Wenn man also die „Qualität“ von Leistungen einer KI bewerten will, ist der angemessene Maßstab nicht ein ethisches Ideal und andere perfektionistische Ansprüche, sondern lediglich das Niveau der menschlichen Entscheider. Unbestritten ist, dass KIs nicht unfehlbar sind. Sie lernen anhand von menschlichen Daten und so bilden sich in KIs der Durchschnitt der menschlichen Fehlleistungen ab. KIs sind rassistisch, weil Menschen rassistisch sind. Sie sind biased und voreingenommen, weil die Basisdaten - alle von Menschen generiert - biased und voreingenommen sind. Angst sollten uns diese Menschen machen und weniger die KIs, deren Entscheidungsgrundlagen möglicherweise leichter zu überprüfen ist. Es mögen mich hier Spezialisten auf dem Gebiet korrigieren, aber die Entscheidungsgrundlagen von KIs entstehen aus Gewichtungen und Wahrscheinlichkeiten, die im Gegensatz zu menschlichen Kriterien auch nachvollziehbar und damit kritikfähig sind. Darüber hinaus mangelt es KIs an persönlichem Geltungsdrang, Geldgeilheit und anderen Gründen, warum Menschen unethisch und zum eigenen Vorteil handeln.

Natürlich sollte es uns Sorge machen, dass die Entwicklung von KIs, nach anfänglicher Offenheit, nun intransparent und ökonomisiert wurde und dass genau jene Menschen, vor denen wir zu Recht Angst haben, wie der neue Chef von Sebastian Kurz, der Tech-Milliardär Peter Thiel, ihre Finger im Spiel haben. Auch hier gilt, böse ist nicht das Messer, sondern der, der damit zusticht.

Der Oberbösewicht im Kino-Blockbuster „Avengers:Engame“, Thanos, löscht mit den Worten „Ich bin unvermeidbar“ die Hälfte des Lebens im Universum aus. Deutlich weniger schädliche Konsequenzen wird die Entwicklung von KIs haben, aber sie wird ähnlich unvermeidlich sein.

Friedrich Dürrenmatt lässt einen seiner Physiker (Möbius) sagen: „Was einmal gedacht wurde, kann nicht mehr zurückgenommen werden.“ Noch nie in der Geschichte der Welt konnte ein technologischer Fortschritt durch Reglementierung aufgehalten werden. Angst kann auch nicht der Maßstab für Entwicklung sein. Während Europa darüber sinniert, wie man KIs regulieren könnte, was im Hinblick auf die Position von Europa in diesem Gebiet einfach nur lachhaft ist, wird im Rest der Welt einfach weitergemacht. Das Argument „Wenn wir es nicht tun, würde es wer anderer machen!“, welches die Grünen in Österreich zur Rechtfertigung von schlimmen politischen Entscheidungen angeführt haben, zählt normalerweise zu den dümmsten Argumenten. In Hinblick auf technologischen Fortschritt trifft das aber zu. Hier wäre es ratsam, aktiv mitzugestalten, statt ängstlich, nach Regulierung zu schreien. Regulierung bedeutet in Europa üblicherweise teuren und massiven bürokratischen Aufwand, der dazu führt, nicht ansatzweise wettbewerbsfähig zu sein und damit verliert man den Sitz am Tisch der relevanten Player.

Wird die Entwicklung auf dem Gebiet der KI unser Leben nachhaltig und massiv beeinflussen und verändern? Selbstverständlich wird das passieren und es wird schneller gehen, als wir alle annehmen. Natürlich wird es dramatische Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt geben. Der Großteil der Befürchtungen fußt auf einer nichtexistenten Verherrlichung menschlicher Fähigkeiten. Dort, wo KIs nachweislich bessere Ergebnisse produzieren, sollte man logischerweise KIs einsetzten. Soziale Veränderungen müssten durch politische Maßnahmen abgefedert werden. Dort treffen aber noch immer macht- und geldgeile Politiker die Entscheidungen und davor sollten wir uns zu Recht fürchten. Ich persönlich möchte anhand klarer Studienergebnisse viel lieber, dass eine KI meine Röntgenbilder auswertet, als dass ein Arzt, dessen momentanen Zustand ich nicht kenne und der sein Studium vielleicht vor 40 Jahren abgeschlossen hat und dessen Sehstärke seither deutlich abgenommen hat, das tut. Gleiches gilt für selbstfahrende Autos, U-Bahnen und so weiter. Das Maß muss immer das reale Niveau der menschlichen Leistungsfähigkeit sein.

Ich weiß nicht ob die Geschichte wahr ist, wenn nicht, ist sie gut erfunden: Bei einer Anhörung zur Sicherheit von selbstfahrenden Autos wurde ein Vertreter des Herstellers gefragt: „Wenn es zu einem Unfall kommen würde, und sie drohen, mit ihrem Auto frontal in einen Baum zu fahren und würden bei dem Unfall sterben, hätte ihr Wagen die Möglichkeit, entweder nach rechts in eine Gruppe von fünf Senioren zu fahren und diese zu töten, oder nach links auszuweichen und dabei zwei Schulkinder zu überfahren. Wie würde ihr Algorithmus entscheiden?“ Der Vertreter des Automobilbauers antwortete: „Der Algorithmus würde den Ausgang mit den wenigsten Toten wählen!“ Der Leiter des Ausschusses fragte nach: „Das Auto würde also eher in die Schulkinder fahren?“, Der Autobauer antwortete: „Nein“. Danach gab es langes Schweigen der Mitglieder. Vermutlich kaufen sie sich keines dieser Autos und fahren lieber in die Senioren oder die Schulkinder. Echt menschlich!

 

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